"Diskussion fehlte die Tiefe"
Leider ist dieser Artikel
trotz seiner Sachlichkeit einseitig. Es waren nicht nur Stadtpersonal, sich
angegriffen fühlende
Frauen sowie Herr Brügel (Professor für Kunstdidaktik) zugegen, sondern
auch Befürworter, Männer wie Frauen.
Dass Frauen in dieser Sache scheinbar gesondert erwähnt werden müssen,
ist denkwürdig. Nebenbei gesagt gibt es
auch Männer, denen die Arbeit nicht "gefällt", und, viel
entscheidender als das: Jedes gesehene Objekt
(Kunstwerk oder "Alltagsgegenstand") (be-)rührt uns, sei es positiv
oder negativ. Beim Anblick von "nützlichen"
Gegenständen ist Ablehnung oder Wohlwollen die Folge: gefallen oder nicht
gefallen. Über diesen Mechanismus
funktionieren ja große Teile unseres Konsumverhaltens. Bei einem "nutzlosen"
Gegenstand, einem Kunstobjekt, ist
es nicht so einfach. Drastisch gesagt: Selbst wenn mich eine Arbeit langweilt,
halte ich es für möglich, dass dieses
Gefühl in mir zu erzeugen, die Absicht des Urhebers war, um mir dieses
Gefühl als Denkansatz zu liefern.
Dennoch sei betont, dass Wirkung auf den Betrachter und Intension des Künstlers
sich nicht treffen müssen.
Es muss nicht einmal sein, dass das, was der Künstler während der
Arbeit für seine Hauptbeweggründe hält,
tatsächlich die innersten Beweggründe sind: Möglicherweise erschließt
sich ihm im Nachhinein, wenn er selbst
zum Betrachter wird, eine andere Sichtweise, die möglicherweise in nächste
Arbeiten einfließt... So viel auch zum
Enthusiasmus des Herrn Brügel, der eine Arbeit für mißlungen
erklärt, wenn der Betrachter auf Ideen kommt, die
über das, was der Künstler wissend hineingelegt hat, hinausgehen:
wenn der Betrachter die Arbeit "missversteht".
Da ich überzeugt bin, dass die Diskussion in die Tiefe hätte gehen
müssen, möchte ich ganz besonders mein Bedauern
darüber ausdrücken, dass die Zeit für die inhaltliche Diskussion
über die Arbeiten seitens der Moderatoren derart kurz
bemessen war.
Rosa Rücker, Freiburg
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