1. Begrüßung | von
Sabine Wagner |
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kunstfreunde ich begrüße Sie ganz herzlich zur Ausstellung „Art meets Industrie“ hier ...
Der Titel der heutigen Ausstellung ist Programm - Kunst trifft Industrie -
Hauptdarstellerin des Abends ist die Kunst, repräsentiert durch die Skulpturen
Dieter Klumpps - den Rahmen bzw. die Bühne bietet die Industrie präsentiert
durch die Firma Witec und repräsentiert durch Herrn Jürgen Morath
/ ihren Geschäftsführer- wie es zu dieser außergewöhnlichen
und spannenden Zusammenarbeit kam, werden Herr Klumpp und Herr Morath später
noch selbst kommentieren können.
Bevor Sie sich auf eigene Entdeckungsreise begeben, möchte ich Ihnen einen kurzen Einblick in das Werk des Künstlers geben. Die Kunstwerke sprechen natürlich für sich, einige Hintergrundinformationen können jedoch den eigenen Blickwinkel erweitern. Man sieht bekanntlich nicht nur was ist sondern auch was man weiß.
Der Künstler
Seine Studienzeit verbrachte Herr Klumpp am Neolithikum in Stuttgart, wo er sich ganz der akademischen, klassischen Bildhauerei widmete. Klassisch für einen Bildhauer auch ein längerer Aufenthalt in Hellas, die Wiege der europäischen Bildhauerei schlechthin. Eigenen Worten zufolge ist seither seine Liebe zu Griechenland, seiner Kultur, seinen Menschen und nicht zuletzt seiner Musik - denn Dieter Klumpp ist selbst nebenbei Musiker - bis heute ungebrochen.
Beeinflusst wurde er zu Akademiezeiten ebenfalls durch seine Prof. Hoflehner
und Hrdlicka - obgleich es in diesen frühen Jahren eher die Widersprüche
denn der Zuspruch waren, die Ihn in seiner persönlichen Entwicklung weiter
gebracht haben. Es dauert einige Jahre bis man den Respekt vor den großen
Namen verliert und sich wagt eigene Wege zu gehen.
Der Lohn ??? 1980 bekam Dieter Klumpp den
Akademiepreis für Bildhauerei
In den Jahren darauf folgen zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen u.a
in
Wien - Berlin - Stuttgart - Karlsruhe - Heilbronn und Paris
Es würde den Rahmen des heutigen Abends sicherlich sprengen auf einzelne Werke detailliert einzugehen. Zumal es relativ unergiebig ist über Kunst zu sprechen, die man nicht sieht .
Ich möchte Sie daher an dieser Stelle ermutigen sich bei Interesse die Internetseite des Künstlers anzuschauen. Sie werden dort eine Fülle von Abbildungen und Informationen zu einzelnen Werken finden. - Die Adresse finden Sie auf den Einladungen -
Alle seine Werke lassen jedoch eines erkennen:
Herr Klumpp scheut nicht die Konfrontation mit dem Teil der Öffentlichkeit, die in der Kunst stets nur das Schöne, Nette, Schmückende und Bequeme sehen wollen. Im Gegenteil die Chance ja die Aufgabe von Kunst sieht er gerade in der Freiheit die Konfrontation zu suchen, um festgefahrene Meinungen, Strukturen und Ideale zu überdenken, bestenfalls auch zu revidieren.
Heute lebt und arbeitet der Künstler in Freiburg - Waltershofen, wobei Lebensmittelpunkt mehr noch als seine Wohnung das Atelier auf dem Mundenhof ist. Nebenbei bemerkt - auch seine Wohnung ist, wie man sich die Wohnung eines Künstlers vorstellt - halb Werkstatt und Atelier halb Archiv -am wenigsten nur Wohnung! -. Der einzig halbwegs „kunstfreie Raum“ ist das Kinderzimmer seines 10 jährigen Sohnes....
Die Kunst
Die Skulpturen, die Sie heute hier sehen repräsentieren die jüngste Schaffensphase des Künstlers und sind Resultat einer langjährigen Entwicklung. Einige wesentliche Motive und Aspekte, die den Künstler auf seinem künstlerischen Weg immer wieder beschäftigt und angetrieben haben möchte ich an dieser Stelle kurz erwähnen, sie sind letztlich der Schlüssel zu den heute gezeigten Skulpturen.
II. Die Form
Es ist die Idee des Elementaren, die Suche nach dem Grundsätzlichen, die den Künstler antreibt und nicht zur Ruhe kommen lässt.
Rational-abstrakte Künstler landen bei Ihrer Suche nach dem Elementaren
zwangsläufig bei Würfel und Kugel bzw. Quadrat und Kreis - möglichst
schwarz oder weiss -. Das Elementare ist hier gleichzusetzen mit formaler Reduktion
und Rationalität.
Dieter Klumpp hingegen ist vielmehr der expressiv-emotionale Künstler. Seine Suche nach der elementaren Form kann man eher durch das Motto: „zurück zu den Wurzeln“ beschreiben. Bei der Suche nach dem Ursprünglichen wurde er immer wieder durch biomorphe Formen, welche durch die Kraft der Natur geprägt wurden - wie Knochen, Gelenke, altes Holz, Pilzformen oder spichwörtlich einer Wurzel selbst - inspiriert.
Dabei fasziniert ihn der umschlossene Raum dieser Formen, die Leere, genauso wie die Form selbst. Es gibt eine Serie von Experimenten die sich damit beschäftigen gerade die Negativform, den Raum zwischen den Dingen darzustellen. - Mit diesem Bestreben steht er übrigens in der Tradition so namhafter Künstler wie Henry Moore oder Hans Arp.
III. Methode und Material
Zur Entwicklung der Form ist die Wahl von Methode und Material von essenzieller Bedeutung.
Das primäre Medium des Künstlers ist die Zeichnung ! - Die Zeichnung
ist wohl von allen Darstellungsmethoden die ursprünglichste und unmittelbarste.
- Wie wir im weiteren Verlauf feststellen werden sind Methode und künstlerische
Intention bei Dieter Klumpp sehr eng miteinander verbunden.
Ideen entstehen bei Herrn Klumpp durch schier endlose Serien von Zeichnungen
und Skizzen. - Er bezeichnet sich selbst gerne als „Serientäter“.
Ein Motiv wird sooft wiederholt und aus allen Perspektiven beleuchtet bis sich
die Essenz einer Idee etwas Grundsätzliches, Elementares bildet. - Vergleichbar
einer Zitrone die man solange ausquetscht bis purer Saft zurückbleibt.
Dabei spricht bereits die Art des Striches und des Werkzeuges eine ganz eigene Sprache. Sie kann je nach Anordnung, Auftrag, Stärke usw. Wut, Angst, Gelassenheit oder Freude ausdrücken. Die Zeichnung erlaubt das spontane Wiedergeben und Festhalten auch vager, flüchtiger Ideen sowie das expressive Darstellen von Emotionen.
Die klassische Steinbearbeitung hingegen - jeder der sich schon mal mit der
Bildhauerei versucht hat wird mir Recht geben -
bedarf der exakten Planung und genauen Ausführung - für das expressive
Arbeiten denkbar ungeeignet !!!
Dies war auch der Grund warum Dieter Klumpp begann mit Holzskulpturen zu experimentieren, die er mit grobem Werkzeug u.a. mit dem Beil bearbeitete.
Auf die dritte Dimension bezogen erlaubte das weiche Material Holz eine ähnlich
spontane Umsetzung, wie die Zeichnung auf dem Papier.
Die Bearbeitungsspuren sind dabei ein wesentlicher Bestandteil der künstlerischen
Aussage . Da diese Spuren durch die natürliche Maserung des Holzes z.T
verfälscht wurden, sind alle Holzskulpturen Klumpps bemalt.
Bereits während der Arbeit mit Holz keimte der Wunsch Skulpturen aus Metall zu formen. Warum ? - Die Bearbeitungsspuren und somit die endgültige Aussage würden sich in Metall deutlich und unverfälscht abzeichnen. Allein das spontane Bearbeiten, die technische Umsetzung stellte noch ein Problem dar.
Hier endlich kommt Herr Morath und die Fa. Witec ins Spiel
- eine wahrhaft schicksalhafte Begegnung zur offensichtlich richtigen Zeit.
Herr Morath stellt dem Künstler Räumlichkeiten, Material, Werkzeuge und Maschinen ja sogar das notwendige Know-How zur Verfügung und bereitete damit die Grundlage zu einer neuen künstlerischen Phase. Der Künstler auf der anderen Seite bringt erfrischend neue Aspekte in das von der Funktion bestimmte Umfeld.
Der Künstler Klumpp sieht die Schönheit der reinen Form in vielen
Industrieprodukten. So wird beispielweise aus einem banalen Bauteil für
ein Klärwerk in China plötzlich ein großartiges Kunstwerk. -
Für beide Seiten ist eine Begegnung also fruchtbar. Dennoch sind Annäherungen
dieser Art in der heutigen kommerzialisierten Zeit leider selten geworden.
Zu allen Zeiten aber gab es kulturinteressierte Geschäftsleute und Industrielle,
die als Gönner und Förderer der Kunst aufgetreten sind - und es waren
- dies sei an dieser Stelle betont - meist die besten und weitsichtigsten unter
ihnen.
Entdecken Sie - liebes Publikum - heute Abend selbst das Ergebnis der Begegnung
zwischen Kunst und Industrie !
Ich bedanke mich im Namen der Kunst und des Künstlers bei Herrn Morath
für seine großzügige Unterstützung und ich bedanke mich
bei Ihnen für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen
nun einige anregende Stunden -
Herzlichen Dank !