Dieter E. Klumpp und Lubor Kurzweil
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Freiburg, den 22. Februar 2004


An den Oberbürgermeister der Stadt Freiburg i.Br., Herrn Dr. Dieter Salomon

Betrifft: unsere Skulpturengruppe „BELUS und MALOU“ an der Urach-, Ecke Scheffelstraße.


Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

wie Sie vielleicht aus der Presse wissen, droht durch Ihre Behörde, dem Kulturamt, die Räumung dieser Arbeit von ihrem Standort, den sie seit ca. fünf Jahren deutlich aufgewertet hat.
Seit ungefähr zwei Jahren gibt es durch Ämter der Stadt Druck, sie wegzuschaffen, mit der Begründung, die Arbeit habe „nicht die Akzeptanz“ einer breiteren Bevölkerungsschicht gewonnen.
In einer Diskussion mit Bürgern Vorort am 28. September 2002, gab es sowohl einige kritische, als auch lobende Stimmen unserer Arbeit gegenüber. In Summa haben wir damals an die einhundert Unterschriften für den Erhalt des Standorts von „BELUS und MALOU“ gesammelt. Von Bürgern also, welche diese „kostenlose Dauerleihgabe“ behalten möchten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Zudem: welches Kunstwerk – egal welchen Genres – macht es allen Rezipienten „recht“? Darum kann es auch nicht gehen, denn sonst stünde kein einziges Werk im öffentlichen Raum.

Diesbezüglich rückte man im Kulturamt auch von der „Akzeptanztheorie“ einer gewissen Bevölkerungsschicht ab und argumentierte nun damit, dass eine Leihgabe auch ihr zeitliches Ende finden müsse.
Der Hintergrund, warum „BELUS und MALOU“ dort zu stehen kamen, war, dass wir seinerzeit beim Gartenamt anfragten, ob es für unsere Arbeit einen öffentlichen Platz zur Präsentation geben könne und nach einigen Vorschlägen begeisterten wir uns für die Urachstrasse. Der Vorsitzende des Bürgervereins Mittel- und Unterwiehre, Herr Klaus Winkler kannte die Plastiken vom Staufener Skulpturenweg und nahm sie – mit Sekt und einer kleinen Feier – gerne an. Auch die Presse berichtete darüber. Leider aber, seit die Querelen im Frühjahr 2002 begannen, hüllt auch er sich in Schweigen. Uns gegenüber hat er zumindest nie erklärt, dass „BELUS und MALOU“ zurück genommen werden sollen. Während andere Mitglieder des Bürgervereins klar erklärten, sie wollten unsere Arbeit behalten, um den durch sie geschaffenen „Platz“ zu erhalten, als ihn weiterhin seinem „Hundeklodasein“ zu überlassen.

Leider verdichtete sich für uns immer mehr der Eindruck, dass es bei diesem ganzen Hin und Her lange nicht mehr um eine „kritische“ Auseinandersetzung mit unserem Werk geht, sondern um einen hausgebackenen Hierarchienstreit verschiedener beteiligter Ämter, der auf unseren Rücken ausgetragen wird. All’ die damals kursierenden Prädikate wie „frauenfeindlich“, „gewalttätig“ und so weiter, entsprangen dem oberflächlichen Blick einiger, von ihrer eigenen Person nicht abstrahieren könnender „Kritiker“. Peinlicherweise wurden diese Stimmen gehört und innerhalb der städtischen Administration entsprechend respektiert. Weil sie von Frauen, Frau Trusch etwa, stammten? Und man die Befürchtung hatte, sich als Mitbetreiber der Frauenfeindlichkeit schuldig zu machen?
Dieses Spekulieren ist müßig. Die These des Hierarchien- und Kompetenzstreits innerhalb der Ämter liegt doch näher. Insider bestätigten mir das.

Am Mittwoch, den 18. Februar, hatten Herr Kurzweil und ich ein Treffen mit Herrn Könneke, dem Leiter des städtischen Kulturamtes. Das Resultat des Gesprächs war für uns ernüchternd. Da sich Herr Könneke inhaltlich der Räumung unseres Werkes anschließt, sind Abmachungen, die vor seine Amtszeit fallen, für ihn nicht bindend. Am 28. September 2002 wurde bei der Diskussion nämlich gesagt, dass „BELUS und MALOU“ wenigstens so lange stehen bleiben, bis dort neue Kunstwerke errichtet sind. Der Gedanke einer Konzeption, die damals – ich glaube, von Herrn Rühl – ausgelobt wurde, besagt, dass in einem ca. zweijährigen Turnus Künstler die Möglichkeit erhalten sollen, ihre Werke an der Urachstrasse zu zeigen. Dies beinhaltet einen Vertrag, der den genauen Zeitrahmen vorgibt und auch eine Absichtserklärung beinhaltet, die Stadt bei etwaigen Zerstörungen nicht dafür haftbar zu machen. So Herr Könneke sinngemäß. Und damit der Platz „bespielt“ werden kann, müssen „BELUS und MALOU“ zuerst weichen, damit kein schlechtes Licht auf die nachfolgenden Künstler fällt, im Sinne von: ihre Arbeiten gegen unsere.
Wir haben uns besagte Allee noch einmal angeschaut und sind daher zu der Auffassung gelangt, dass dies Argument an den Haaren herbeigezogen ist, wenn man bedenkt, dass der Grünstreifen ca. 500 Meter an Länge besitzt!
Am 28.09.2002 wurde ausführlich debattiert, diskutiert und beraten und es ergab sich aus der Dynamik der Situation ganz klar, dass diese Abmachung (unsere Arbeit verbleibt wenigstens so lange bis Neues hinzu kommt) gilt und eingehalten wird. Dies war eine, beinahe schon „basisdemokratisch“ zu nennende, Errungenschaft dieses Nachmittags. Wie kann nun ein Herr Könneke kommen und behaupten, dies war v o r seiner Zeit und wäre deshalb für ihn nicht bindend, bzw. Dinge „haben sich eben geändert“?
Diese Art von „Demokratieverständnis“ finden wir höchst fragwürdig! Wir meinen, dass Herr Könneke in eigener Person und souverän über Dinge bestimmen kann. Auch wenn er die Meinung eines Fachbeirates strapaziert – weisungsbefugt ist dieser nicht. Herr Könneke allein bleibt derjenige welcher bestimmt.

Wir trauen Herrn Könneke nicht!
Nicht zuletzt auch aus folgenden Gründen:
1. Wie will er es auf Dauer, bei einem Finanzrahmen von EUR 5000,- (wie er uns versicherte) durchhalten, in der Urachstrasse eine ständig wechselnde Ausstellung am Laufen zu halten, die das Vielfältige innerhalb der Kunst repräsentieren soll?
2. Wieso sollen bei dieser, im Kern gewiss akzeptablen Konzeption, Kunstwerke entfernt und nicht, im Gegenteil, zu einander addiert werden (wie beispielsweise in Rottweil)?
3. Wieso reicht er uns nicht einen adäquaten Vertrag nach (- denn erst durch die Existenz von „BELUS und MALOU“ wurde eine Sensibilisierung für diesen Ort und eine mögliche „Kunstmeile“ geschaffen)?

Zu all dem kommt, dass „BELUS und MALOU“ beschädigt wurden: an der Figur Malou fehlt ein großes plastisches Detail, beide wurden mit Farbe bepinselt. Wer kommt für den Schaden auf?
Es kann nicht angehen, dass wir – im Übrigen vollkommen kostenfrei – der Stadt Freiburg und dem Bürgerverein Mittel- und Unterwiehre ein Kunstwerk entlehnen und wir dies, wenn es nicht „recht ins Bild“ passt, beschädigt zurücknehmen sollen.
Auch hierbei sagt Herr Könneke, sei das bei seinem geringen Etat nicht zu begleichen.

Und wir? Sagen „Danke“ und ziehen still von dannen? Bestimmt nicht.

Aus diesen Gründen besteht für uns der zwingende Verdacht, dass es dem amtierenden Kulturamtsleiter primär um die Entfernung unserer Arbeit geht. Wer könnte ihm in Zukunft ankreiden, dass sein Konzept nicht mehr funktioniert, wenn Gelder für Kunst und Kultur noch weiter gestrichen werden? Kein Mensch! Das weiß er wohl und das ist das Niederträchtige an seinem Plan, der dortigen Bevölkerung, uns und unserer Arbeit gegenüber.

Was wohlmeinend mit einem Handschlag begann, scheint jetzt auszuufern. Man spricht über nicht zustande gekommene Verträge und die daraus resultierende Rechtsunsicherheit. Was aber die Wirklichkeit anbetrifft, bzw. das, was dahinter steht, ist innerhalb der Behörden- oder Amtsstruktur zu finden und hat – dies behaupten wir strikt – nichts mit uns, geschweige unserer Arbeit zu tun. Warum aber sollten wir die Leidtragenden sein?


Wir hoffen, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Salomon, in dieser Angelegenheit auf Ihren wohlwollenden Beistand!
Wir meinen, dass niemand Schaden daran nimmt, wenn „BELUS und MALOU“ ihren nun fast fünfjährigen Standort beibehalten und wünschen uns gleichzeitig, dass noch zahlreiche andere Werke die Grünfläche an der Urachstraße bereichern.


Wir verbleiben mit freundlichen Grüßen und hoffen auf Ihre positive Antwort!


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